Open-IVS
"Open IVS" als Leitgedanke
Ein nationales IVS-Leitbild für Deutschland, das als schriftliche Erklärung die Grundprinzipien und den Konsens der deutschen IVS-Akteure in Bezug auf die harmonisierte Einführung und Nutzung von IVS darstellt, darf nicht als Einschränkung oder gar starre Leitlinie interpretiert werden. Wenn man es vielmehr im Sinne von "Open IVS" als offenen Wertekanon versteht und nutzt, bereitet es den idealen Boden, auf dem die Entwicklung Intelligenter Verkehrs-Systeme methodisch, theoretisch und praktisch vorgezeichnet wird.
Sofern die Politik in Deutschland eine Open IVS-Initiative von Anfang an mit entsprechenden Steuerungsinstrumenten ausstattet, hilft sie langwierige demokratische Selbstfindungsprozesse zu forcieren, die Einführung von IVS zu beschleunigen und den frühestmöglichen Nutzen aus IVS zu ziehen. Dafür sind allerdings auch politische Entscheidungen notwendig. Wenn dies gelingt, kann das Attribut "Open" in der Namensgebung in einem Sinne interpretiert werden, dass jeder mitmachen und Nutzen daraus ziehen kann, sofern er sich den von der Politik gesetzten IVS-Regeln unterwirft.
IVS als Schlüssel für Nachhaltigkeit in Transport und Mobilität
Auf europäischer Ebene sind die Bestrebungen der EU-Kommission darauf ausgerichtet, das etablierte Verständnis von Verkehr/Transport unter Verwendung des Begriffes "Mobilität" zu reformieren. Die Zielvorstellungen gehen dahin über sog. "nachhaltige" Transport- und Mobilitätskonzepte der politischen Zielsetzungen nach, mehr Sicherheit und Effizienz in Verkehr und Transport sowie Abmilderung ihrer Auswirkungen auf die Umweltbilanz zu erreichen. IVS und - in Erweiterung des Verständnisses davon - C-ITS sowie in Zukunft auch automatisiertes Fahren nehmen dabei eine Schlüsselrolle ein.
Als Mitglied der Europäischen Union und vor dem Hintergrund der voranschreitenden Globalisierung und Internationalisierung von Transport und Verkehr kann sich Deutschland diesen Europäischen Vorgaben und Trends nicht entziehen. Vielmehr muss die deutsche Politik die daraus notwendigen Schlussfolgerungen ziehen, über ein nationales Leitbild den "Deutschen Weg" auf dieser Europäisch geprägten IVS-Landkarte vorzeichnen und darüber einen nationalen IVS-Grundkonsens erzielen. Insofern muss ein IVS-Leitbild viel weitergehend als transnationaler bzw. übergreifender Grundkonsens zu einem Werte- und Regelsystem begriffen werden, das von allen Beteiligten mitgetragen wird und das der Gestaltung zukünftiger IVS und darauf aufbauender IVS-Dienste zugrunde gelegt wird.
Neue Rollen und Zuständigkeiten
Die Entwicklung eines solchen für alle akzeptablen IVS-Grundkonsenses ist in Deutschland ein schwieriger Prozess. Die Ursachen liegen vor allem in der Unterschiedlichkeit der Zuständigkeiten, Verantwortungen und Rahmenbedingungen im föderalen System und demzufolge auch in den jeweiligen Schwerpunktsetzungen bei der Zielannäherung.
Die rasante Entwicklung von IKT lässt auch im Verkehrsbereich neue und nachhaltige Wertschöpfungspotentiale erkennen. Das hat zur Folge, dass unternehmerisch ausgerichtete Akteure IVS-Geschäftsmodelle entwickeln, die in Teilen auf Aufgaben- und Verantwortungsbereiche ausgerichtet sind, die bislang allein von der Öffentlichen Hand abgedeckt werden mussten.
Das traditionelle Rollenverständnis - mit der öffentlichen Hand als Betreiber und den privaten Akteuren als Lieferanten von IVS - ist im Grunde nicht mehr geeignet, eine nachhaltige und wirtschaftlich erfolgreiche Wertschöpfung zu realisieren. Neue IVS-Rollen sind entstanden und entstehen noch, bestehende Rollen müssen allerdings überdacht werden. In einem auf die Zukunft ausgerichteten Rollenverständnis müssen neue, tragfähige Formen für Kooperationen entwickelt werden und zwar unter der Maßgabe, dass sich Akteure nicht der Verfolgung des Zieles "IVS-Grundkonsens" entziehen können.