Kap. 6 Definition des Wirkungsbereichs

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Definition des Wirkungsbereichs

Aufbauend auf der Wertschöpfungskette (siehe z.B. IVS-Rahmenarchitektur im ÖV) und dem damit verbundenen drei Schichtenmodell der Rollen von Akteuren (Inhalteanbieter, Dienstbetreiber, Dienstanbieter) kann für die Domäne „Multimodale Reiseinformation“ eine genaue Zuordnung von Aufgaben und Systemen der Informations- und Vertriebslogistik vorgenommen werden. Die Ausprägung von Aufgaben und Systemen ist dabei von der Rolle und dem Geschäftsmodell des jeweiligen Akteurs abhängig.

Generell muss aber bei der Dimensionierung und Strukturierung des Wirkungsbereichs der IVS-Referenzarchitektur „Multimodale Reiseinformation“ vorgesehen werden, dass drei Strategieebenen in der IVS-Referenzarchitektur Berücksichtigung finden und über unterschiedliche Akteure hinweg vernetzt werden. Diese sind:

  • Individuelle Strategien der Zielgruppen auf Ebene der Dienstanbieter (z.B. Autonavigation, private Mobilitäts- und Vertriebsservices für Endkunden wie Online und Offline Reisebüros)
  • Öffentliche Strategien auf Ebene der Dienstbetreiber (z.B. Verkehrsmanagement, Mobilitätsmanagement, MDM usw.)
  • Betriebliche Strategien auf Ebene der Inhalteanbieter (z.B. Verkehrsunternehmen, Verkehrsleitzentralen, FCD usw.)

Während die Verknüpfung individueller und betrieblicher Strategien seit Jahren zum Status Quo der heutigen Informations- und Vertriebssysteme zählen, ist die Einbindung öffentlicher Strategien aus Stadt und Land in den Informations- und Vertriebssystemen der öffentlichen Hand und der Privaten erst am Anfang. Gerade unter den immer stärker werdenden Aspekten

  • der umweltgerechten Verteilung und Durchführung der Mobilität mit multimodalen Verkehrssystemen,
  • der wachsenden Notwendigkeit, immer häufiger werdende Verkehrsbehinderungen aufgrund von Umweltkatastrophen (Klimawandel) zu bewältigen, wie auch
  • der Notwendigkeit, Verkehrsressourcen aufgrund von wirtschaftlichen und sicherheitsrelevanten Gesichtspunkten besser auszulasten

erfordert eine klare Positionierung und Aufgabenbeschreibung der öffentlichen Hand als maßgebenden Akteur und Mitwirkender bei der „Multimodalen Reiseinformation“. Da diese Rolle hoheitlicher Art ist, grenzt sie sich auch in einer IVS-Referenzarchitektur „Multimodale Reiseinformation“ vertikal von den Rollen der Akteure auf Ebene der Inhalteanbieter und Dienstanbieter ab. Ebenfalls muss aufgrund der mit der öffentlichen Hand ausschließlich verbundenen Auskunftspflicht eine horizontale Trennung der Wirkungsbereiche vorgesehen werden. So müssen Systeme und Prozesse der Informationslogik, die mit der Aufnahme, Verarbeitung und Weiterreichung von öffentlichen Strategien verbunden sind, noch dem Wirkungsbereich der öffentlichen Hand zugesprochen werden. Während Systeme und Prozesse der Vertriebslogik nur im geringen Umfang in den Wirkungsbereich der öffentlichen Hand fallen.

Im Wesentlichen kann zur Definition des Wirkungsbereichs für die IVS-Referenzarchitektur „Multimodale Reiseinformation“ folgendes zentrales Bild (Abbildung 1) herangezogen werden. Es beschreibt generisch die typischen Rollen in einer „Multimodalen Reiseinformation“ unter Beachtung der Einbindung aller Strategien (individuell, öffentlich, betrieblich).


Wirkungsbereich der IVS-Referenzarchitektur Multimodale Reiseinformation Konsortium MRK-AMADEUS.JPG

Abbildung 1 Wirkungsbereich der IVS-Referenzarchitektur „Multimodale Reiseinformation“ als generische Darstellung von Akteuren und Domänen


So ergeben sich auf der Ebene der Inhalteanbieter die Instanzen, welche Produkte, Dienste und Informationen anbieten (Händler). Auf Ebene der Dienstanbieter stehen alle Akteure, die direkten Kontakt zu den Zielkunden (Reisende) haben, um zu informieren und meist auch, um Produkte und Dienste der Händler zu verkaufen. Allen beiden Ebenen (grün) ist zu Eigen, dass ihre Geschäftsmodelle privat- oder gemeinwirtschaftlich sein können und dass ihre Prozesse und Systeme zu eigenen Domänen mit eigenen Referenzarchitekturen gehören (z.B. Anzeiger – Referenzarchitektur „Fahrgastinformation“ bzw. „Verkehrsinformation Individualverkehr (inkl. C2X)“, Handy/Chip-karte – Referenzarchitektur „Elektronisches Fahrgeldmanagement“).

Damit konzentriert sich der Wirkungsbereich (blau) der IVS-Referenzarchitektur „Multimodale Reiseinformation“ auf die Prozesse und Systeme der Informationslogik der öffentlichen Hand, auf die Schnittstellen zu den Inhalteanbietern (API Datenanbindung) und zu den Dienstanbietern (API Serviceanbindung) sowie auf die Interaktion zur Vertriebslogik von Dritten. Die IVS-Referenzarchitektur „Multimodale Reiseinformation“ ermöglicht somit die direkte Einbindung von regionalen und überregionalen Strategien (rot) der öffentlichen Hand sowie deren situative und kampagnenorientierte Kommunikation (rot) in die Informationsbereitstellung der Dienstanbieter. Gleichzeitig erlaubt die Einbeziehung von Aspekten der Vertriebslogik in die IVS-Referenzarchitektur der öffentlichen Hand auch die indirekte Berücksichtigung von ideellen oder monetären Bonussystemen (rot) zur Inzentivierung öffentlicher Strategien, sowie die Schärfung von öffentlichen Strategien durch das Nutzen von Konsumdaten aus Clearingprozessen oder Big Data Analysen (rot).

Bezogen auf einen realen Umsetzungsraum wie Deutschland wird die IVS-Referenzarchitektur „Multimodale Reiseinformation“ viele Inhalteanbieter (grün) und Dienstanbieter (grün) kennen, die sich über die API Datenanbindung und API Serviceanbindung mit der öffentlichen Hand vernetzen. Bezogen auf die Einbindung öffentlicher Strategien und die Zusammenfassung von Inhalteanbietern auf regionaler Ebene wird es in Deutschland aufgrund der föderalen Struktur territorial gesehen dagegen eher eindeutige Akteure der öffentlichen Hand (blau) geben.