IVS-Leitbild Verständnis

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IVS - Schlüssel für nachhaltigen Transport und Mobilität

Auf europäischer Ebene sind die Bestrebungen der EU-Kommission darauf ausgerichtet, das etablierte Verständnis von Verkehr/Transport unter Verwendung des Begriffes "Mobilität" zu reformieren. Die Zielvorstellungen gehen dahin über sog. "nachhaltige" Transport- und Mobilitätskonzepte die politischen Zielsetzungen nach mehr Sicherheit und Effizienz in Verkehr und Transport und Abmilderung ihrer Auswirkungen auf die Umweltbilanz zu erreichen. IVS und - in Erweiterung des Verständnisses davon - C-ITS sowie in Zukunft auch automatisiertes Fahren nehmen dabei eine Schlüsselrolle ein.

IVS-Visionen auf EU- und nationaler Ebene Mit ihrer Politik und ihren Umsetzungsmaßnahmen (ITS-Action Plan und ITS-Directive) sind EU-Parlament und EU-Kommission bestrebt, das tradierte Verständnis von „Transport/Verkehr“ zu rekonstruieren und anstelle dessen den Begriff „Mobilität“ in den Vordergrund zu stellen. Mit dem IVS-Aktionsplan „Straße“ hat das BMVBS mit Unterstützung des IVS-Beirats diesen „kulturellen Wandel“ (Abbildung 15) als notwendig bestätigt und anhand eines nationalen, übergeordnetem Leitbild und einer IVS-Strategie in eine „Nationale Strategie des BMVBS für den Einsatz intelligenter Verkehrssysteme im Straßenverkehr“ umgesetzt. Mit der Einbringung eines Gesetzentwurfs über IVS im Straßenverkehr und deren Schnittstellen zu anderen Verkehrsträgern (Intelligente Verkehrssysteme Gesetz – IVSG) ist der Aufbau von IVS für die Zukunft verbindlich geregelt.

"Kultureller Wandel" im Verkehrsbereich

Damit bestätigt auch die deutsche Politik den Grundsatz von Mobilität als ein Grundbedürfnis der Gesellschaft. Als Bestandteil der Daseinsvorsorge ist Mobilität unabdingbare Voraussetzung für Beschäftigung, Wohlstand und persönliche Freiheit. Vor allem für unsere schnell wachsenden Städte und Ballungsräume bedeutet Mobilität ungehinderten Zugang und effizienten Transport von Personen und Gütern als Grundlage für ökonomische Entwicklung.

Der Wortanteil „Intelligenz“ von IVS steht als Synonym für Informationen und Erkenntnisse, die durch die zielgerichtete Sammlung, Auswertung und Fusionierung von verfügbaren Daten gewonnen wurden und die ihren Nutzern ermöglichen sollen, sich sicherer und effizienter im Verkehrssystem zu verhalten. Intelligente Informationen sind der Schlüssel für Mobilität und stellen das eigentliche Nutzenpotential (ITS Added Value) von IVS dar. IVS-Visionen für den ÖV in Deutschland IVS hat in Deutschlan eine lange Tradition. Seit den 1980er Jahren hat die gesamte Branche unter großen Anstrengungen in IVS im Bereich aller Handlungsfelder investiert und dabei beachtliche Ergebnisse erzielt. So gehören intelligente Betriebssteuerungen und Fahrgastinformationssysteme in vielen Städten aber auch im Fernverkehr zur Standardausstattung. E-Ticketing und Verkehrsmanagement sind ebenfalls weit entwickelt. Allerdings konnte trotz dieser Bemühungen der Modal Split nicht in dem ursprünglich erhofften Maße zugunsten des ÖV verändert werden. In seiner ersten Version fokussiert der IVS-Aktionsplan „Straße“ und seine Maßnahmen vorrangig den Bereich des IV und das Verkehrsnetz für den Fernstraßenverkehr. Der ÖV wird lediglich über seine Schnittstellen zum IV adressiert. Ziel des vorliegenden Projekts ist es demnach,, den IVS-Aktionsplan „Straße“ um den Bereich und die Belange des ÖV zu erweitern und fortzuschreiben. Dazu werden die folgenden drei zentralen Visionen formuliert, die im Zuge der Umsetzung von IVS generell einen „kulturellen Wandel“ bei den Akteuren im Verkehrsbereich einfordern.

"Open IVS" als Leitgedanke

Ein nationales IVS-Leitbild für Deutschland, das als schriftliche Erklärung die Grundprinzipien und den Konsens der deutschen IVS-Akteure in Bezug auf die harmonisierte Einführung und Nutzung von IVS darstellt, darf nicht als Einschränkung oder gar starre Leitlinie interpretiert werden. Wenn man es vielmehr im Sinne von "Open IVS" als offenen Wertekanon versteht und nutzt, bereitet es den idealen Boden, auf dem die Entwicklung Intelligenter Verkehrssysteme methodisch, theoretisch und praktisch vorgezeichnet wird.

Sofern die Politik in Deutschland eine Open IVS-Initiative von Anfang an mit entsprechenden Steuerungsinstrumenten ausstattet, hilft sie langwierige demokratische Selbstfindungsprozesse zu forcieren, die Einführung von IVS zu beschleunigen und den frühest möglichen Nutzen aus IVS zu ziehen. Dafür sind allerdings auch politische Entscheidungen notwendig. Wenn dies gelingt, kann das Attribut "Open" in der Namensgebung in einem Sinne interpretiert werden, dass jeder mitmachen und den Nutzen ziehen kann, sofern er sich den von der Politik gesetzten IVS-Regeln unterwirft.

Aufgabe des IVS Leitbildes

  • Das IVS-Leitbild formuliert eine klar strukturierte, übergeordnete, langfristige politische Zielvorstellung im Hinblick auf den Einsatz von IVS, welche die Interessen aller beteiligten Akteure und Nutzer berücksichtigt sowie Ziele und Nutzen darstellt.
  • Das IVS-Leitbild stellt die strategische Grundlage für die Entwicklung von anderen Maßnahmen im IVS Rahmen Straße dar, insbesondere der IVS-Rahmenarchitektur Straße und der IVS-Architektur für den öffentlichen Verkehr.
  • Das IVS-Leitbild stellt den langfristig prägende Rahmen zur Stärkung der Handlungs- und Investitionssicherheit für die beteiligten Akteure dar. Durch seine intermodale Konzeption bezieht es alle Verkehrsträger und Verkehrsmittel einzubeziehen

IVS-Visionen

Intelligente Verkehrssysteme sind ein Schlüssel zur Erzielung von Effizienz, Umweltverträglichkeit, Sicherheit und Durchgängigkeit im Verkehr

Die Prosperität von Verkehrsräumen hängt wesentlich von der Zuverlässigkeit und Leistungsfähigkeit der Verkehrssysteme ab. Für einen sicheren und effizienten Verkehr müssen Infrastrukturen und Verkehrsangebote planerisch exakt aufeinander abgestimmt sein und betrieblich effizient zusammenwirken.

Über verkehrsmittelübergreifende Reiseangebote und ein akteursübergreifendes Verkehrs- und Störfällmanagement können mehr Reisende als bisher für den Umweltverbund gewonnen werden. An die im Wettbewerb stehenden Akteure des ÖV stellt eine derartige Zusammenarbeit jedoch höchste Anforderungen und auch die IV-Seite muss sich für eine Kooperation mit dem ÖV mehr öffnen als bisher.

Der Einsatz und die Weiterentwicklung Intelligenter Verkehrssysteme und insbesondere ihre wirkungsvolle Vernetzung sind Schlüssel und unverzichtbare Voraussetzung für ein kooperatives Zusammenwirken aller Akteure im Verkehrsbereich. Für den Reisenden schaffen sie Transparenz und erhöhen den Komfort und die Qualität vor und während der Reise. Sie müssen daher nicht nur bei den Akteuren sondern auch in der Verkehrspolitik als grundlegende und unverzichtbare Bestandteile in Bezug auf die Finanzierung und die Anforderungen an die Realisierung des ÖV verankert sein.

Der Reisende ist Mittelpunkt des gemeinsamen Handelns aller IVS-Akteure

Das Mobilitätsverhalten der Nutzer und hier vor allem der jüngeren Generation verändert sich. Der Bedarf an barrierefrei zugänglichen, vollständigen und durchgängigen, zuverlässigen und einfach zu nutzenden multimodalen Mobilitäts- und Transportdiensten, die dem Nutzer jegliche Kombination für die Reise von A nach B ermöglichen, steigt ständig. Die Attraktivität für den Reisenden liegt in der einfachen Verknüpfbarkeit von IV und ÖV sowie von anderen umweltfreundlichen Verkehrsarten (Soft-Modes).

Will man ein solches Ziel erreichen, ist im gesamten Verkehrsbereich ein Umdenken erforderlich. Begriffe wie „Fahrgast und Verkehrsteilnehmer“ repräsentieren bisheriges Denken und müssen ersetzt werden. Unabhängig vom jeweiligen Transportmittel und den Barrieren, die den Übergang von einem zum anderen Verkehrsträger erschweren, muss der „Reisende“ zukünftig in den Mittelpunkt der Bestrebungen aller Dienstbetreiber und -anbieter gestellt werden.

Die Akteure bilden ein kooperatives IVS-Netzwerk und nehmen auf einander abgestimmte Rollen ein

IVS-basierte Lösungen wie multi-/intermodale Informationssysteme und -dienste, über die verschiedene Verkehrsnetze verbunden und die Verkehrssysteme als Ganzes optimiert werden können, bieten vielversprechende Wirkungsansätze. Sie erfordern jedoch fast immer von den beteiligten Akteuren die Weiterentwicklung des Verständnisses der eigenen Rolle wie auch der Zusammenarbeit und Aufgabenteilung mit anderen Akteuren und deren Rollen.

Der Schlüssel für erfolgreiche kooperative IVS-Netzwerke besthet darin, dass sich alle Akteure sowohl gegenüber dem eigenen Umfeld als auch gegenüber den jeweils anderen Verkehrsträgern öffnen, den organisationsübergreifenden Einsatz und Betrieb von IVS vorantreiben und zur vollen Ausschöpfung des Potentials von IVS ein mobilitäts- und aktivitätsbezogenes LifeCycle-Marketing betreiben. Im LifeCycle-Marketing wird der Nutzer als Individuum und nicht als verkehrsmittelspezifische Gruppe gesehen und er wird über seine gesamten Lebensphasen hinsichtlich seines Mobilitäts- und Aktivitätsverhaltens betrachtet. Der politischen Ebene in Bund und Ländern fällt dabei die Rolle der Schaffung von geeigneten gesetzlichen und finanziellen Rahmenbedingungen sowie der Moderation und Koordinierung zu.

Beispiel von IVS-Leitbildern auf den verschiedenen Ebenen der IVS-Pyramide

Strategie-Ebene

Geschäftsprozess-Ebene

  • Service-Orientierung
  • Datenaustausch über den National Access Point MDM

Informationsarchitekur-Ebene

  • Offene Schnittstellen
  • Nutzung und Anwendung internationaler Standards für den Datenaustausch

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