IVS-Leitbild für Deutschland: Unterschied zwischen den Versionen

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=== Modell ===
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== "Open IVS" als Leitgedanke ==
  
==== Definition ====
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Ein nationales IVS-Leitbild für Deutschland, das als schriftliche Erklärung die Grundprinzipien und den Konsens der deutschen IVS-Akteure in Bezug auf die harmonisierte Einführung und Nutzung von IVS darstellt, darf nicht als Einschränkung oder gar starre Leitlinie interpretiert werden. Wenn man es vielmehr im Sinne von "Open IVS" als offenen Wertekanon versteht und nutzt, bereitet es den idealen Boden, auf dem die Entwicklung Intelligenter Verkehrssysteme methodisch, theoretisch und praktisch vorgezeichnet wird.
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Sofern die Politik in Deutschland eine Open IVS-Initiative von Anfang an mit entsprechenden Steuerungsinstrumenten ausstattet, hilft sie langwierige demokratische Selbstfindungsprozesse zu forcieren, die Einführung von IVS zu beschleunigen und den frühest möglichen Nutzen aus IVS zu ziehen. Dafür sind allerdings auch politische Entscheidungen notwendig. Wenn dies gelingt, kann das Attribut "Open" in der Namensgebung in einem Sinne interpretiert werden, dass jeder mitmachen und den Nutzen ziehen kann, sofern er sich den von der Politik gesetzten IVS-Regeln unterwirft.
  
;Leitbild
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== IVS als Schlüssel für nachhaltigen Transport und Mobilität ==
: ...ist eine schriftliche Erklärung einer Wertegemeinschaft über ihr Selbstverständnis und ihre Grundprinzipien.
 
: ...formuliert einen Zielzustand (Realistisches Idealbild). Nach innen soll ein Leitbild Orientierung geben und somit handlungsleitend und motivierend für die Wertegemeinschaft als Ganzes sowie auf die einzelnen Mitglieder wirken. Nach außen (Öffentlichkeit, Kunden) soll es deutlich machen, wofür eine Wertegemeinschaft steht. Es ist eine Basis für die Corporate Identity einer Wertegemeinschaft.
 
: ...beschreibt die Mission und Vision einer Wertegemeinschaft sowie die angestrebte Wertegemeinschaftskultur. : ...ist Teil des normativen Managements und bildet den Rahmen für Strategien, Ziele und operatives Handeln.
 
: ...besteht aus 1 bis n Leitsätzen
 
: ...formuliert einen Zielzustand (realistisches Idealbild) in Bezug auf einen Betrachtungsgegenstand (im vorliegenden Fall „IVS“)
 
: ...vermittelt Selbstverständnis und Grundprinzipien und darüber den auf den Betrachtungsgegenstand bezogenen Wertekonsens einer Organisation/Interessensgemeinsaft
 
: ...enthält (strategische) Zielvorgaben, wie der Zielzustand am besten erreicht werden kann
 
  
==== Aufbau ====
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Auf europäischer Ebene sind die Bestrebungen der EU-Kommission darauf ausgerichtet, das etablierte Verständnis von Verkehr/Transport unter Verwendung des Begriffes "Mobilität" zu reformieren. Die Zielvorstellungen gehen dahin über sog. "nachhaltige" Transport- und Mobilitätskonzepte die politischen Zielsetzungen nach mehr Sicherheit und Effizienz in Verkehr und Transport und Abmilderung ihrer Auswirkungen auf die Umweltbilanz zu erreichen. IVS und - in Erweiterung des Verständnisses davon - C-ITS sowie in Zukunft auch automatisiertes Fahren nehmen dabei eine Schlüsselrolle ein.
  
Ein Leitsatz hat zwei Bestandteile
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Als Mitglied der Europäischen Union und vor dem Hintergrund der voranschreitenden Globalisierung und Internationalisierung von Transport und Verkehr kann sich Deutschland diesen Europäischen Vorgaben und Trends nicht entziehen. Vielmehr muss die deutsche Politik die daraus notwendigen Schlussfolgerungen ziehen, über ein nationales Leitbild den "Deutschen Weg" auf dieser Europäisch geprägten IVS-Landkarte vorzeichnen und darüber einen nationalen IVS-Grundkonsens zu erzielen. Insofern muss ein IVS-Leitbild viel weitergehend als transnationaler bzw. übergreifender Grundkonsens zu einem Werte- und Regelsystem begriffen werden, das von allen Beteiligten mitgetragen wird und das der Gestaltung zukünftiger IVS und darauf aufbauender IVS-Dienste zugrunde gelegt wird.
*den eigentliche Leitsatz; er formuliert - kurz und prägnant - Die mit dem Leitbild verbundenen Zielvorgaben, formuliert als „erreichter“ Zielzustand 
 
*die Erklärungskomponente, die den Leitsatz – auch für Externe – inhaltlich verständlich machen soll
 
  
Zielvorgaben werden methodisch unterschieden in:
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== Neue Rollen und Zuständigkeiten ==
  
*Visionen (engl. Visions); dabei handelt es sich um langfristig ausgerichtete Zielsetzungen, die evtl. nie vollständig erreicht werden.
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Die Entwicklung eines solchen für alle akzeptablen IVS-Grundkonsenses ist in Deutschland ein schwieriger Prozess. Die Ursachen liegen vor allem in der Unterschiedlichkeit der Zuständigkeiten, Verantwortungen und Rahmenbedingungen im föderalen System und demzufolge auch in den jeweiligen Schwerpunktsetzungen bei der Zielannäherung.  
*Missionen (engl. Missions); dabei handelt es sich um einzelne, mittel- und kurzfristig ausgerichtete Zielsetzungen, mit denen einerseits langfristige Zielsetzungen konkretisiert werden und mit denen anderseits auf spezielle Problemstellungen reagiert werden kann.
 
  
==== Beispiele ====
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Die rasante Entwicklung von IKT lässt auch im Verkehrsbereich neue und nachhaltige Wertschöpfungspotentiale erkennen. Dies hat zur Folge, dass unternehmerisch ausgerichtete Akteure IVS-Geschäftsmodelle entwickeln, die in Teilen auf Aufgaben- und Verantwortungsbereiche ausgerichtet sind, die bislang allein von der Öffentlichen Hand abgedeckt werden mussten.
  
Beispiel für eine Vision:
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Das traditionelle Rollenverständnis - mit der öffentlichen Hand als Betreiber und den privaten Akteuren als Lieferanten von IVS - ist im Grunde nicht mehr geeignet, eine nachhaltige und wirtschaftlich erfolgreiche Wertschöpfung zu realisieren. Neue IVS-Rollen sind entstanden und entstehen noch, bestehende Rollen müssen überdacht werden. In einem auf die Zukunft ausgerichteten Rollenverständnis müssen neue, tragfähige Formen für Kooperationen entwickelt werden, und zwar unter der Maßgabe, dass sich Akteure nicht der Verfolgung des Zieles "IVS-Grundkonsens" entziehen können.
*Leitsatz:
 
**"Der Reisende ist Mittelpunkt des gemeinsamen Handelns aller IVS-Akteure“
 
*Erklärungskomponente
 
**Das Mobilitätsverhalten der Nutzer und hier vor allem der jüngeren Generation verändert sich. Der Bedarf an barrierefrei zugänglichen, vollständigen und durchgängigen, zuverlässigen und einfach zu nutzenden multimodalen Mobilitäts- und Transportdiensten, die dem Nutzer jegliche Kombination für die Reise von A nach B ermöglichen, steigt ständig. Die Attraktivität für den Reisenden liegt in der einfachen Verknüpfbarkeit von IV und ÖV sowie von anderen umweltfreundlichen Verkehrsarten (Soft-Modes).
 
**Will man ein solches Ziel erreichen, ist im gesamten Verkehrsbereich ein Umdenken erforderlich. Begriffe wie „Fahrgast und Verkehrsteilnehmer“ repräsentieren bisheriges Denken und müssen ersetzt werden. Unabhängig vom jeweiligen Transportmittel und den Barrieren, die den Übergang von einem zum anderen Verkehrsträger erschweren, muss der „Reisende“ zukünftig in den Mittelpunkt der Bestrebungen aller Dienstbetreiber und -anbieter gestellt werden.
 
 
 
Beispiele für Missionen
 
*Bereitstellung von Buchungsdiensten
 
*Verbesserung der Mensch-Maschine-Schnittstelle für Reisende und Dienstleister
 
*Schaffung eines multimodalen, interoperablen Fahrscheinsystems
 
*Vernetzung von unterschiedlichen Raumkategorien
 
*Schaffung einer standardisierten Notruffunktionalität
 
*Bereitstellung von Daten- und Informationen über Stellplatzanlagen
 
*Schutz von personenbezogenen Daten bzw. Finanzdaten
 
 
 
==== Vision und Mission für ein IVS-Leitbild ====
 
*Vision
 
**Das übergeordnete IVS-Leitbild formuliert eine klar strukturierte, übergeordnete, langfristige politische Zielvorstellung im Hinblick auf den Einsatz von IVS, welche die Interessen aller beteiligten Akteure und Nutzer berücksichtigt sowie Ziele und Nutzen darstellt.
 
**Das IVS-Leitbild stellt die strategische Grundlage für die Entwicklung von anderen Maßnahmen im IVS Rahmen Straße dar, insbesondere der IVS-Rahmenarchitektur Straße und der IVS-Architektur für den öffentlichen Verkehr.
 
 
 
*Missionen
 
**Einführung als langfristig prägender Rahmen zur Stärkung der Handlungs- und Investitionssicherheit für die beteiligten Akteure
 
**intermodale Konzeption des IVS-Leitbildes, um alle Verkehrsträger und Verkehrsmittel einzubeziehen
 
**...
 

Version vom 18. Februar 2016, 12:52 Uhr

"Open IVS" als Leitgedanke

Ein nationales IVS-Leitbild für Deutschland, das als schriftliche Erklärung die Grundprinzipien und den Konsens der deutschen IVS-Akteure in Bezug auf die harmonisierte Einführung und Nutzung von IVS darstellt, darf nicht als Einschränkung oder gar starre Leitlinie interpretiert werden. Wenn man es vielmehr im Sinne von "Open IVS" als offenen Wertekanon versteht und nutzt, bereitet es den idealen Boden, auf dem die Entwicklung Intelligenter Verkehrssysteme methodisch, theoretisch und praktisch vorgezeichnet wird.

Sofern die Politik in Deutschland eine Open IVS-Initiative von Anfang an mit entsprechenden Steuerungsinstrumenten ausstattet, hilft sie langwierige demokratische Selbstfindungsprozesse zu forcieren, die Einführung von IVS zu beschleunigen und den frühest möglichen Nutzen aus IVS zu ziehen. Dafür sind allerdings auch politische Entscheidungen notwendig. Wenn dies gelingt, kann das Attribut "Open" in der Namensgebung in einem Sinne interpretiert werden, dass jeder mitmachen und den Nutzen ziehen kann, sofern er sich den von der Politik gesetzten IVS-Regeln unterwirft.

IVS als Schlüssel für nachhaltigen Transport und Mobilität

Auf europäischer Ebene sind die Bestrebungen der EU-Kommission darauf ausgerichtet, das etablierte Verständnis von Verkehr/Transport unter Verwendung des Begriffes "Mobilität" zu reformieren. Die Zielvorstellungen gehen dahin über sog. "nachhaltige" Transport- und Mobilitätskonzepte die politischen Zielsetzungen nach mehr Sicherheit und Effizienz in Verkehr und Transport und Abmilderung ihrer Auswirkungen auf die Umweltbilanz zu erreichen. IVS und - in Erweiterung des Verständnisses davon - C-ITS sowie in Zukunft auch automatisiertes Fahren nehmen dabei eine Schlüsselrolle ein.

Als Mitglied der Europäischen Union und vor dem Hintergrund der voranschreitenden Globalisierung und Internationalisierung von Transport und Verkehr kann sich Deutschland diesen Europäischen Vorgaben und Trends nicht entziehen. Vielmehr muss die deutsche Politik die daraus notwendigen Schlussfolgerungen ziehen, über ein nationales Leitbild den "Deutschen Weg" auf dieser Europäisch geprägten IVS-Landkarte vorzeichnen und darüber einen nationalen IVS-Grundkonsens zu erzielen. Insofern muss ein IVS-Leitbild viel weitergehend als transnationaler bzw. übergreifender Grundkonsens zu einem Werte- und Regelsystem begriffen werden, das von allen Beteiligten mitgetragen wird und das der Gestaltung zukünftiger IVS und darauf aufbauender IVS-Dienste zugrunde gelegt wird.

Neue Rollen und Zuständigkeiten

Die Entwicklung eines solchen für alle akzeptablen IVS-Grundkonsenses ist in Deutschland ein schwieriger Prozess. Die Ursachen liegen vor allem in der Unterschiedlichkeit der Zuständigkeiten, Verantwortungen und Rahmenbedingungen im föderalen System und demzufolge auch in den jeweiligen Schwerpunktsetzungen bei der Zielannäherung.

Die rasante Entwicklung von IKT lässt auch im Verkehrsbereich neue und nachhaltige Wertschöpfungspotentiale erkennen. Dies hat zur Folge, dass unternehmerisch ausgerichtete Akteure IVS-Geschäftsmodelle entwickeln, die in Teilen auf Aufgaben- und Verantwortungsbereiche ausgerichtet sind, die bislang allein von der Öffentlichen Hand abgedeckt werden mussten.

Das traditionelle Rollenverständnis - mit der öffentlichen Hand als Betreiber und den privaten Akteuren als Lieferanten von IVS - ist im Grunde nicht mehr geeignet, eine nachhaltige und wirtschaftlich erfolgreiche Wertschöpfung zu realisieren. Neue IVS-Rollen sind entstanden und entstehen noch, bestehende Rollen müssen überdacht werden. In einem auf die Zukunft ausgerichteten Rollenverständnis müssen neue, tragfähige Formen für Kooperationen entwickelt werden, und zwar unter der Maßgabe, dass sich Akteure nicht der Verfolgung des Zieles "IVS-Grundkonsens" entziehen können.