Diskussion:IVS-Rollenkonzept

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Definition

IVS-Rollenkonzept als UML-Diagramm

IVS-Rolle...

  • ist ein IVS-Architekturbaustein, mit dem Stereotype von IVS-Fähigkeiten, IVS-Verantwortlichkeiten und IVS-Aufgaben, die für die Wertschöpfung mit Hilfe von IVS-Diensten typisch und erforderlich sind, bezeichnet und semantisch beschrieben werden.
  • ist ein signifikanter Bestandteil von IVS-Wertschöpfungsketten für IVS-Informationslogistik, der von IVS-Akteuren und IVS-Stakeholdern je nach Erforderniss des zu realisierenden IVS-Dienstes eingenommen wird, wobei ein einzelner IVS-Akteur oder IVS-Stakeholder eine oder mehrere IVS-Rollen besetzen kann.
  • operationalisiert IVS-Fähigkeiten, IVS-Verantwortlichkeiten und IVS-Aufgaben in Form von Aktivitäten, die mit den Aktivitäten anderer IVS-Rollen die IVS-Geschäftsprozesse eines IVS-Dienstes bilden.
  • wird in IVS-Referenzarchitekturen von Stereotype von IVS-Akteuren, in IVS-Architekturen realer IVS-Dienste von konkreten Instanzen von Stereotype von IVS-Akteuren eingenommen.

Einführung

TISA/EasyWay - Wertschöpfungskette als Metamodell für IVS-Rollen

Als Ausgangspunkt für das IVS-Rollenkonzept und die Zuordnung von IVS-Rollen zu Wertschöpfungsstufen der IVS-Wertschöpfungskette wird das TISA-Traffic and Travel Information Value Chain Modell herangezogen, das speziell für die Darstellung und Beschreibung von Wertschöpfungsketten und -netzwerken für IVS-Verkehrsinformationsdienste entwickelt worden und in folgender Abbildung dargestellt ist:

TISA/EasyWay-Wertschöpfungskette für Verkehrsinformationsdienste

Das Modell definiert auf der höchsten Ebene zwei Wertschöpfungssegmente, nämlich dass Inhalte-Segment und das Dienste-Segment und insgesamt die folgenden vier Wertschöpfungsstufen, die typischerweise zum Aufbau einer IVS-Informationslogistikkette erforderlich sind:

  • Inhalte-Erfassung (Content detection)
    • erstes Glied in der Wertschöpfungskette und Quelle, in der Regel auch Eigentümer (IVS-Content Owner) der in den IVS-Diensten verwendeten Daten und Informationen
    • erfasst und verwaltet die Daten und Informationen, hält die Rechte zur Nutzung und Verteilung der Daten
  • IVS-Dienstbetreiber (IVS-Service Operator)
    • sammelt und verfeinert Rohdaten und -Informationen der IVS-Inhalteanbieter zu verwertbaren Mehrwert-Informationen (Schaffung von Added Value)
    • wendet dazu unterschiedliche Methoden (Fusion von Daten, spezielle Algorithmen, Verkehrsmodelle...) an
    • erzeugt Informationen mit identischem Inhalt für unterschiedliche IVS-Dienstanbieter und unterschiedliche IVS-Endgeräte von IVS-End-Nutzern (PC-Websites, PDAs, Smartphones usw.)
    • kann Clearing-Funktion bereitstellen, um die vollständige Kompatibilität unterschiedlicher IVS-Dienste zu unterstützen.
  • IVS-Kommunikationsnetzwerkbetreiber (IVS-Communication Network Provider)
    • muss zuverlässige und ausreichend flexible Kommunikationskanäle für die nahtlose Verbindung von IVS-End-Nutzern, IVS-Endgeräten in Fahrzeugen, IVS-Straßeninfrastruktur und IVS-Dienste-Zentren bereitstellen
    • ist verantwortlicher IVS-Schlüsselakteur für die Verbindung verschiedener Akteure mit unterschiedlichen Anforderungen
    • seine Flexibilität ist ein Schlüsselfaktor, weil sich dies auf die Glaubwürdigkeit und Nutzung der Dienste durch Endkunden auswirkt.
    • wird immer mehr selbst zum Inhalteanbieter (Mobilfunkbetreiber)
  • IVS-Dienstanbieter (IVS-Service Provider)
    • realisiert und ist direkte Schnittstelle zum IVS-End-Nutzer
    • muss neben der IVS-End-Nutzer-Information alle Funktionen für die Beziehung zum IVS-End-Nutzer bereitstellen (Rechnungsstellung, Kundenverwaltung oder Marketing, …)
    • greift oft auf IVS-Dienste anderer IVS-Dienstanbieter zurück
    • ist oft auch in der Rolle IVS-Dienstebetreibers
  • IVS-End-Nutzer
    • ist Kunde des IVS-Dienstanbieters
    • nutzt Informationen für private oder geschäftliche Zwecke
    • keine homogene Gruppe, Anforderungen abhängig von persönlichen Anforderungen/Vorlieben und dem Nutzungszweck

 

Institutioneller Rollenmodell-Ansatz für die Differenzierung von IVS-Rollen 

Für die Differenzierung der für die einzelnen IVS-Wertschöpfungsstufen erfoderlichen IVS-Rollen wird ein institutioneller Rollenmodell-Ansatz herangezogen, der gemäß Schult[1] und Schulz/Wieker[2] ... im Wesentlichen auf den Grundlagen der Institutionenökonomik [3], der Systemtheorie [4] und der Theorie der industrieökonomisch basierten System-Dynamics [5] ... basiert und der im Projekt CONVERGE für einen C-ITS Systemverbund angewendet wurde.

Unter institutionell wird dabei verstanden, dass von einer öffentlichen oder privaten Institution (Organisation/Unternehmen) ein bestimmtes politisches, wirtschaftliches, operatives und technisches Verhalten erwartet wird, z.B.:

  • machen Regierungen Gesetze und schaffen rechtliche Rahmenbedingungen,
  • genehmigen Straßenverkehrsbehörden und ordnen an,
  • managen Öffentliche Straßenbetreiber den Verkehr kollektiv,
  • verhalten sich private Navigationsdienstleister gewinnorientiert unter Ausrichtung auf den "zahlenden" Kunden
  • ...

Gemäß Schneider[6] werden Institutionen differenziert nach Regelsystemen (Ordnungen) und Handlungssystemen (Organisationen):

  • Regelsysteme umfassen neben dem Rechtsrahmen auch Verhaltensnormen und Gepflogenheiten in Märkten und in anderen Organisationen als Bestandteile von Markt- und Unternehmensverfassungen.
  • Handlungssysteme setzen handelnde Personen voraus. Diese Eigenschaft trennt das Handlungssystem vom Regelsystem.

Für die Entwicklung von IVS-Referenzarchitekturen ist der "institutionelle Rollenmodell-Ansatz" von grundsätzlicher Bedeutung, weil der IVS-Architekt mit IVS-Rollen als IVS-Architekturbaustein einer IVS-Referenzarchitektur automatisch eine Referenz für eine Erwartungshaltung in Bezug auf IVS-Capabilities und IVS-Verhalten für den Aufbau, die Markteinführung und den Betrieb von IVS-Diensten verknüpft. Wird ein realer IVS-Akteur, der als Bestandteil einer realen IVS-Wertschöpfungskette eine oder mehrere IVS-Rollen einnimmt, dieser Erwartungshaltung nicht gerecht, kann der reale IVS-Dienst keine Konformität zur IVS-Referenzarchitektur für sich in Anspruch nehmen.

Kategorien von IVS-Rollen

Unter Bezug auf das oben erläuterte Metamodell für IVS-Rollen differenziert "Institutionelle" IVS-Rollenmodell drei Kategorien (Familien) von IVS-Rollen:

Regelnde IVS-Rollen, die in Regelsystemen von IVS-Diensten Verantwortung tragen und von denen erwartet wird, dass sie Regeln und Rahmenbedingungen für IVS-Dienste schaffen und für ihre Einhaltung sorgen, und zwar in Form von:

  • Normative Regelungen (rechtlich, technisch)
  • Wirtschaftliche Rahmenbedingungen (Förderung)
  • Politische Rahmenbedingungen

Diese Rollen werden in der Regel von parlamentarischen, rechtlichen und politischen Institutionen eingennommen.

Handelnde IVS-Rollen, die in Handlungsystemen von IVS-Diensten Veranwortung tragen und von denen erwartet wird, dass sie bei der Entwicklung, Einführung und im operativen Betrieb von IVS-Diensten handeln. Hier werden IVS-Rollen wie folgt unterschieden:

  • Ökonomische IVS-Rollen (Governance von IVS-Diensten) mit folgenden Verantwortlichkeiten und Aufgaben
    • Entwicklung der IVS-Ziel- und -Realsierungsvorstellungen eines IVS-Dienstes sowie der IVS-Strategie zur Zielerreichung
    • Schaffung der notwendigen vertraglichen und finanziellen Grundlagen für die Entwicklung, die Implementierung und den Betrieb eines IVS-Dienstes
    • Bereitstellung der administrativen und betrieblichen Ressourcen für das Management und den Betrieb eines IVS-Dienstes
    • Management und Controlling (der Wertschöpung) eines IVS-Dienstes während des Betriebs
    • Schaffung der notwendigen technischen Rahmenbedingungen (technische Standards, notwendige IT und Infrastruktur...) für den Betrieb des IVS-Dienstes.
  • Technische IVS-Rollen (Betrieb eines IVS-Diensten) mit der Verantwortlichkeit und den Aufgaben für den operativen Betrieb eines IVS-Dienstes.

Ökonomische und Technische Rollen werden in der Regel von Institutionen der Wirtschaft und der Öffentlichen Verwaltung eingenommen.

Wertigkeiten von IVS-Rollen (Power-Grid)

Power Grid zur Stakeholderanalyse Konsortium MRK-AMADEUS.JPG

IVS-Rollen haben unterschiedliche Wertigkeiten in Bezug auf das Zustandekommen und für den Betrieb eines IVS-Dienstes. Das Rollen-Power-Grid Modell der Open Group unterscheidet 4 unterschiedliche Wertigkeiten (siehe nebenstehendes Bild).

  • IVS-Schlüsselrollen (Power Grid D:Key-Players)
    • sind die für das Zustandekommen von IVS-Diensten unbedingt erforderlich sind und die an der Wertschöpfung im operativen Betrieb von IVS-Diensten direkt beteiligt sind.
  • Involvierte IVS-Rollen (Power Grid C: Keep satisfied)
    • IVS-Rollen, die zwar nicht direkt an der Wertschöpfung eines IVS-Dienstes beteiligt sind, für die der IVS-Dienst aufgrund einer Zusammenarbeit mit den IVS-Schlüsselrollen mit direkten Auswirkungen verbunden ist.
  • Interessierte IVS-Rollen (Power Grid B: Keep informed)
    • Interessengruppen, die als Interessengemeinschaft von IVS-Diensten betroffen sind
  • Sonstige IVS-Rollen (Power Grid A: Minimal Effort)
    • IVS-Rollen, die am Rande beteiligt sind, auf die der IVS-Dienst aber weder eine Auswirkung hat noch mit einem Interesse verbunden sind

 

Stereotype von IVS-Akteuren bzw. IVS-Akteure als Instanzen von IVS-Rollen

Im konkreten Fall werden IVS-Rollen von IVS-Akteuren eingenommen. Bei IVS-Referenzarchitekturen handelt es sich um Stereoptypen von IVS-Akteuren (z.B. Öffentlicher Straßenbaulastträger, Öffentlicher Straßenbetreiber, Verkehrsunternehmen, Navigationsdienstleister..., (siehe auch Stereotype von IVS-Akteuren als Instanzen von IVS-Rollen )), bei der IVS-Architektur für einen realen IVS-Dienst um konkrete Instanzen der Stereoptypen von IVS-Akteuren (z.B. Tiefbaumat der Stadt X, Amt für Verkehrsmanagement der Stadt X, Verkehrsunternehmen der Stadt X, TomTom, INRIX, GARMIN, Google, HERE...)

IVS-Rollen in IVS-Wertschöpfungsketten/-netzwerken

Sichten als Grundlage für die Differenzierung von Rollen

Vor dem oben dargstellten Hintergrund leiten sich die für den Aufbau und Betrieb von IVS-Diensten erforderlichen Rollen durch drei ganz unterschiedliche Sichten auf die IVS-Wertschöpfungskette/das IVS-Wertschöpfungsnetzwerk bzw. ihre einzelnen Stufen ab:

  • die hoheitlicheSicht: Hoheitliche IVS-Rollen
  • die ökonomischeSicht: Ökonomische IVS-Rollen
  • die technischeSicht: technische IVS-Rollen

 

IVS-Rollen mit hoheitlicher Sicht: Schaffung hoheitlicher IVS-Regeln und -Rahmenbedingungen

  • Gesetzgebende IVS-Rollen
    • Parlamentarische Institutionen, die als gesetzgebende Gewalt rechtlich und technisch normative Regeln- und Rahmenbedingungen schaffen
  • Rechtsprechende IVS-Rollen
    • Gerichtliche Institutionen, die im Falle von Meinungsverschiedenheiten und Konflikten Recht sprechen
  • Ausführende IVS-Rollen
    • Regierungsinstitutionen und Öffentliche Verwaltungen, die gesetzliche Vorgaben ausführen/umsetzen
  • Politische IVS-Rollen
    • Institutionen der Politik, die politisch motivierte rechtliche und wirtschaftliche Rahmenbedingungen durch Meinungsbildung und durch das Einbringen von Gesetzen (z.B. Förderung von IVS oder C-ITS) schaffen


IVS-Rollen mit ökonomischer Sicht: Management von IVS-Wertschöpfungsstufen und Governance von IVS-Diensten

Als Vorschlag für ein Ökonomisches IVS-Rollenmodell wird ein Modell von [Schulz] herangezogen, das die klassischen betriebswirtschaftlichen Rollen durch spezifische, durch die Wertschöpfung geprägte Rollen ersetzt.

Ökonomische IVS-Rollen sind:

  • IVS-Business Management
    • Die Rolle umfasst in der Einführungsphase die Entscheidungsbefugnis zur Einführung von IVS-Diensten und im Rahmen der Betriebsphase sowohl strategische als auch operative Änderungen, in der Art und Weise wie die IVS-Dienste betrieben werden, durchzusetzen.
    • Wird diese Rolle durch eine staatliche Institution wahrgenommen, umfassen die damit verbundenen Aktionen das klassische Spektrum über Dienstanweisungen, Rechtsverordnungen, Gesetze, Direktiven und andere.
    • Wird diese Rolle durch eine private Institution wahrgenommen, umfasst sie die Funktion der Unternehmensführung.
  • IVS-Service-Angebot
    • Die Rolle erfasst alle Aktionen, die den Wertschöpfungaspekt von IVS-Diensten betreffen. Das schließt die Konzeption des IVS-Dienstes im Allgemeinen ein, wie auch die Entscheidung über die IVS-Archtektur des IVS-Dienstes und wie dieser bepreist wird.
    • Die Entscheidung darüber, ob der IVS-Dienst selbst erstellt oder durch Dritte angeboten wird, liegt allerdings im Entscheidungsbereich der IVS-Business Management-Rolle.
  • IVS-Human Resources
    • Die Rolle ist eine zentrale Rolle für die Umsetzung der IVS-Dienste. Die Kernaufgabe ist die Bereitstellung und der zielorientierte Einsatz von Personal, um IVS-Dienste einzuführen und zu betreiben.
    • In der konzeptionellen Planung eines IVS-Dienstes werden die Institutionen identifiziert. Im Falle der Umsetzung wird diese Rolle von den relevanten Institutionen so konkretisiert, dass eine personelle Zuordnung ermöglicht wird.
  • IVS-Financial Management
    • Diese Rolle soll sicherstellen, dass sowohl die Anfangsinvestitionen als auch die Ersatzinvestitionen finanziert werden können. Wie sich die Finanzierung gestaltet, hängt hier auch davon ab, ob eine staatliche Institution oder eine private Institution in der Finanzierungsverantwortung steht.
    • Im Falle staatlicher Institutionen dürften steuer- und/oder gebührenfinanzierte Lösungenim Vordergrund stehen.
    • Private Investitionen können neben der Innenfinanzierung auf die klassischen Instrumente der Außenfinanzierung (Beteiligungsfinanzierung, Fremdfinanzierung) und Sonderformen der Finanzierung (Factoring) zurückgreifen.
  • IVS-Controlling
    • Diese Rolle umfasst vor allem Aufgaben des internen Rechnungswesens. Neben der richtigen Erfassung der Kosten und Erlöse erfüllt das IVS-Controlling eine Unterstützungsfunktion für die Meta-Rolle IVS-Business Management.
    • Auch hier ist im Rahmen der Umsetzung darauf zu achten, dass die zu erfassenden ökonomischen Größen unterschiedlich definiert werden können, wenn es sich entweder um staatliche oder private Institutionen handelt.
    • Bei einer staatlichen Ausübung dieser Rolle können z.B. neben den für den Betrieb notwendigen betriebswirtschaftlichen Kosten und Erlösen auch gesamtwirtschaftliche Kosten und gesamtwirtschaftliche Nutzen erfasst werden, um die Entscheidungen über Einführung und Betrieb von IVS-Diensten unter volkswirtschaftlichen Gesichtspunkten zu optimieren.



IVS-Rollen mit technischer Sicht: Technischer Betrieb von IVS-Wertschöpfungsstufen und von IVS-Diensten)

Technische Rollen einer Wertschöpfungskette
  • IVS-Inhalteanbieter (IVS-Content Provider)
    • Erfassung und Sammlung von Rohdaten durch automatische Datenerfassungssysteme,
    • Erfassung/Generierung von (Roh-)Informationen mittels sogenannter "nicht-technischen Quellen" (z.B. Polizei, Feuerwehr, Behörden, Straßenbetreiber, Mobilitästsdienstleistern sowie von Verkehrsteilnehmern)
    • Alle Rohdaten und -informationen müssen - falls relevant - eine Ortscodierung und einen Zeitstempel beeinhalten. Neben Echtzeitdaten können auch historische Daten für die Generierung von Prognosen verwendet werden.
    • Bereitstellung der Daten und Informationen an Schnittstellen (im Bild Schnittstelle 1) in geeigneten Datenformaten und mittels geeigneter Protokollen
  • IVS-Dienstbetreiber (IVS-Service Operator)
    • Sammlung und Verfeinerung von Rohdaten und -Informationen unter Umständen von mehreren und verschiedenen IVS-Inhalteanbietern zu verwertbaren Mehrwert-Informationen (Schaffung von Added Value)
    • Anwendung unterschiedliche Methoden (Fusion von Daten, spezielle Algorithmen, Verkehrs- und Entscheidungsmodelle, ...)
    • Erzeugung von Informationen mit identischem Inhalt für unterschiedliche IVS-Dienstanbieter und unterschiedliche IVS-Endgeräte von IVS-End-Nutzern (Smartphones, Websites, Navigationssysteme usw.)
  • IVS-Dienstanbieter (IVS-Service Provider)
    • Realisierung von direkten Schnittstelle zum IVS-End-Nutzer, oft unter Rückgriff auf IVS-Dienste anderer IVS-Dienstanbieter
    • Übermittlung der Mehrwertinformationen an den IVS-End-Nutzer
  • IVS-End-Nutzer
    • ist Kunde des IVS-Dienstanbieters und nutzt Informationen für private oder geschäftliche Zwecke

Weitere IVS-Rollen (IVS-Stakeholder)

Neben den direkt an der Wertschöpfung beteiligten IVS-Rollen gibt es weitere wichtige IVS-Rollen: z.B.

  • Technikhersteller und -lieferanten
  • Standardisierungsorganisationen
  • Verbände und Vertreter von politischen und wirtschaftlichen Interessensgruppen
  • Interessengruppen von Bürgern
  • ...

Stereotypen von IVS-Akteuren als Instanzen von IVS-Rollen

Im konkreten Falle der Konzeption, Einführung und des Betriebs eines IVS-Dienstes werden Rollen von konkreten IVS-Akteuren eingenommen, die Stereoptypen von IVS-Akteuren zugeordnet werden können.

Folgende Liste zeigt Sterotypen von IVS-Akteuren:

  • Öffentliche Institutionen
    • Gesetzgeber/Regulierungsbehörde
    • Finanz- und Fördermittelgeber
    • Öffentlicher Baulastträger
    • Öffentlicher Straßenbetreiber
    • Straßenverkehrsbehörde (Polizei)
    • Öffentlicher Content- und Serviceoperator (Wetterdienst ...)
    • Öffentlicher Service Provider (Landesmeldestellen, Öffentliche Rundfunkanstalten, ...)
    • ...
  • Öffentliche/Private Institutionen
    • Daten- und Informations-Broker (MDM)
    • Standardisierungsorganistionen
  • Private Content- und Serviceprovider
    • Private Contentprovider, Serviceoperator und Serviceprovider (Navigationsdienstleister ...)
  • Industrie
    • Verkehrstechnik-Industrie
    • IKT-Industrie
    • Autommobilindustrie
    • Automobilzulieferer
    • Kommunikationsinfrastrukturindustrie

Inhaltlich können IVS-Sterotypen von IVS-Rollen wie folgt weiter differenziert werden:

  • Rechtsform und Aufgaben
  • Geschäftsstrategie und IVS-Geschäftsmodell(e) (Businness-Case)
  • Kern-/Zusatzgeschäfte (Inhalte und Ziele), Finanzierungsmodelle
  • Organisationsform, Schlüsselressourcen und Partnerschaften
  • Wertschöpfungsprozesse
  • Informationsstrukturen
  • IT (IT-Dienste und IT-Infrastrukturen inkl. Datenbestand, Datenschnittstellen/Vernetzung)

Erfassung und Beschreibung von IVS-Rollen

Ziel der Erfassung von IVS-Rollen

Für die Entwicklung einer IVS-Referenzarchitektur oder der IVS-Architektur eines realen IVS-Dienstes, müssen in diesem Schritt die IVS-Rollen, in die IVS-Wertschöpfung zu involvierenden IVS-Akteure und die zu beteiligenden IVS-Stakeholder erfasst und beschrieben werden.


Identifizierung der IVS-Rollen und ihre Beschreibung

Für die Erfassung und Beschreibung der IVS-Rollen ist es - evtl. schon als Vorbereitung für den Schritt Entwicklung einer IVS-Architekturvision - erforderlich, eine erste Vorstellung für den IVS-Dienst selbst zu entwickeln und darüber die erforderlichen IVS-Rollen in der IVS-Wertschöfungskette/im IVS-Wertschöpfungsnetzwerk wie folgt zu veranschaulichen:

  • Beschreibung (evtl. Visualisierung) des IVS-Dienstes und des damit verbundenen Nutzens für den Endkunden
  • Beschreibung der dazu erforderlichen IVS-Informationslogistikkette
  • Identifizierung der an der Wertschöpfung zu beteiligenden IVS-Rollen mit
    • dem Grad der Beteiligung
    • den wichtigsten Anliegen und Geschäftsanforderungen (Business Cases)
    • deren Bedenken und Perspektiven

Ergebnisdarstellung der Identifzierung der IVS-Rollen

Zur Ergebnisdarstellung stellt die IVS-Rahmenarchitektur zwei Templates bereit:

  • Das IVS-Rollen-Map Template
    • Das IVS-Rollen-Map Template ist ein IVS-Architekturdeliverable (siehe IVS-Rollen Map), das die Stereoptypen von IVS-Akteuren und IVS-Stakeholdern deklariert und mit Ihren Geschäftsanliegen und IVS-Rollen beschreibt.

Außerdem klassifiziert es die Bedeutung von IVS-Akteuren und IVS-Stakeholdern, die sie über ihre Rolle für den IVS-Dienst bzw. die IVS-Dienste-Kategorie erlangen (Power-Grid)

  • Das IVS-Rollen Template
      • Das IVS-Rollen Template ist ein IVS-Architekturbaustein (siehe IVS-Rolle), mit dem Stereotypen von IVS-Fähigkeiten und IVS-Verantwortlichkeiten, die für IVS-Wertschöpfung von IVS-Diensten typisch und erforderlich sind, bezeichnet und semantisch beschrieben werden.

Beispiel Rollen-Map

Beispiele von IVS-Rollenbeschreibungen von IVS-Akteurs-Stereotypen mit Hilfe des IVS-Rollen-Map Template zeigt folgende Tabelle:

 
IVS-Rollenbeschreibung IVS-Rolle für die IVS-Wertschöpfung IVS-Metarolle IVS-Rollen Kategorie (H=hoheitliche Rolle, Ö=Ökonomische Rolle, T=Technische Rolle), N=Nebenrolle Schlüsselanliegen der IVS-Rolle IVS-Capabilities / IVS-Verantwortlichkeiten Wertigkeit der IVS-Rolle (gemäß Power Grid)

IVS-Akteur bzw. IVS-Akteurs-Stereotyp)

Verkehrsplanung Content Provider T Planerischen Grundlagen für Verkehrsmanagement nach verkehrsplanerischen Grundsätzen schaffen Netz, Infrastruktur, Verkehrstechnische Unterlagen, VM-Strategien ... planen und und als Versorgungsdaten bereitstellen Key Player Öffentlicher Straßenbetreiber
Runder Tisch Content Provider T Planerischen Grundlagen für Zuständigkeitsübergreifendes Verkehrsmanagement nach verkehrsplanerischen Grundsätzen schaffen Zuständigkeitsübergreifende VM-Strategien planen und und als Versorgungsdaten bereitstellen Key Player Arbeitsgruppe zweier oder mehrerer Öffentlicher Straßenbetreiber
Betriebsdatenerfassung Content Provider T Hohe Verfügbarkeit der verkehrstechnsichen Infrastruktur Betriebsdaten der verkehrstechnischen Infrastruktur detektieren Key Player Öffentlicher Straßenbetreiber
Stellplatzerfassung Content Provider T Stellplätze nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten vermieten Stellplatzangebot detektieren Key Player Parkhausbetreiber
Datenerfassung Private Content Provider T Bestmögliche Information des individuellen Kunden (hohe Kundenzufriedenheit) Verkehrsdaten Stadt und Fernstraßen detektieren Keep satisfied Privater (Mobilitäts-)Dienstleister
Verkehrsdatenerfassung Content Provider T Qualitiv hochwertige Erfassung von verkehrsrelevanten Daten Vorhersehbare Ereignisse erfassen, Verkehrsdaten detektieren, unvorhersehbare Ereignisse detektieren KeyPlayer Öffentlicher Straßenbetreiber
Verkehrsmanagement Service Provider T Vermeideung von Überlastungen im Netz und schnelle und angemessene Reaktion auf unvorhesehbare Störungen im Netz Verkehrsdatenfusion, Verkehrsmodellierung, Betriebsdatenfusion, Strategieauswahl Key Player Öffentlicher Straßenbetreiber
Verkehrsinformation Service Operator T Schnelle und kollektive Verbreitung von Verkehrsinformationen in Echtzeit mittels möglichts aller verfügbaren Informationskanäle (Broadcasting) Maßnahmen (und Routen) publizieren Key Player Öffentlicher Straßenbetreiber
Verkehrsinformation Private Service Operator T Schnelle und personailsierte Verbreitung von Verkehrsinformationen in Echtzeit mittels individueller Informationskanäle Maßnahmen publizieren (private) Keep satisfied Privater Service Provider
Nationale Acces-Point MDM Service Operator T Förderung des Datenaustauchs zwischen IVS-Akteuren Maßnahmen und Strategien makeln Key Player Öffentlicher oder privater Service Operator
Verkehrssteuerung Service Operator T Schnelles und effektives Umsetzen von Verkehrsmanagmentstrategien Aktorik schalten Key Player Öffentlicher Straßenbetreiber
End-Nutzer individuell End-Nutzer T Erhalt von qualitativ hochwertigen, verlälichen Informationen, die ihn in Echtzeit bei der Wahl seiner Route unterstützen Kollektive und individuelle Informationen verarbeiten Key Player End-Nutzer
End-Nutzer kollektiv End-Nutzer T Erhalt von qualitativ hochwertigen, verlälichen Informationen, die ihn in Echtzeit bei der Wahl seiner Route unterstützen Kollektive Informationen verarbeiten Key Player End-Nutzerkollektiv
Verkehrsmanagement als End-Nutzer Service Operator T Zugriff auf qualitativ hochwertige Verkehrsinformationen in Echtzeit Verkehrsinformationen verarbeiten Key Player Öffentlicher Straßenbetrieber als End-Nutzer
OCA - Open Traffic Systems City Association Sonstiger Stakeholder N Unterstützung von und Teilhabe an Standards für zuständigkeitübergreifendes Verkehrsmanagement Standards für zuständigkeitübergreifendes Verkehrsmanagement Keep informed Öffentlicher Straßenbaulasträger
IVS-Dienst-Ersteller IVS-Business und Financial Management Ö Erstellung von IVS-Diensten nach wirtschaflichen und technischen Grundsätzen Beschaffung der Finanzmittel für und Erstellung von IVS-Diensten Key Player Öffentlicher Baulastträger
IVS-Gesetzgeber Gesetzgeber H Schaffung eindeutiger gesetzlicher Rahmenbedingungen für IVS-Dienste Legislative Keep satisfied Parlamentarische Institutionen
IVS-Dienste System-Lieferant IVS-Stakeholder N Herstellung und Verkauf von wettbewerbsfähigen Systemen, Software und Infrastruktur von IVS-Diensten Herstellung, Lieferung, Implementierung und Unterhaltung sowie Vetrieb von Systemen, Software und Infrastruktur von IVS-Diensten Keep Informed Hersteller von Systemen, Software und Infrastruktur von IVS-Diensten

Beispiel Rollen-Beschreibung

Ein Beispiel für die Beschreibung eines IVS-Akteurs in einer konkreten IVS-Rolle mit Hilfe des IVS-Rollen-Templates zeigt folgende Tabelle:

Stammdaten der IVS-Rolle
IVS-Rolle (für die IVS-Wertschöpfung) Verkehrsmanagement Stadt (Anwendung von Verkehrsmanagementstrategien im Zuständigkeitsbereich Stadt)
Kategorie der IVS-Rolle Technische IVS-Rolle
IVS-Metarolle Service Operator
IVS-Akteur(e) bzw. IVS-Akteurs-Stereotyp(en) für diese IVS-Rolle: Verkehrsmanagementabteilung des öffentlicher Straßenbetreibers Stadt (Amt für Verkehrsmanagement, Düsseldorf)
Ziele und Interessen
Verantwortungsbereich
  • Verantwortlich für die Auswahl und Anwendung von Verkehrsmanagmentstrategien als Beitrag zur Sicherstellung von Sicherheit und Komfort des Verkehrsablaufs des Verkehrsteilnehmers im städtsichen Straßennetz,
  • Umsetzung und Einhaltung der Anforderungen, die aus dieser Rolle erwachsen.
  • Beim zuständigkeitsübergreifenden Verkehrsmanagement in der Rolle des Ansprechpartners und verantwortlichen IVS-Akteurs auf Seiten der Stadt
Ziele und Interessen Rolle Sicherstellung der Sicherheit und Leichtigkeit des Verkehrsablaufs für alle Nutzer des städtischen Straßennetzes.
Aufgaben und Interessen
Aufgaben im zuständigkeitsübergreifenden Verkehrsmanagement

Umsetzung der gemeinsam mit der Fernstraßenseite vereinbarten Verkehrsmanagementstrategien mit Wirkung im kommunalen Netzbereich. Diese können im Kontext eines Strategie- und Informationsverbundes mit anderen Straßenbetreibern (andere Kommune, Land) und/oder mit privaten Dienstanbietern erweitert werden. Unter dem Betrachtungsfokus des straßenbetreiber- und privatwirtschaftsübergreifenden Strategie- und Informationsverbundes, stehen folgende Aufgaben im Vordergrund:

  • Strategiemanagement vorhersehbarer Ereignisse
  • Management unvorhersehbarer Ereignisse
  • Straßenbetreiberübergreifende Kooperation
    • Anforderung von gemeinsam vereinbarten Schaltungen im Netz des jeweils anderen Zuständigkietsbereichs. Strategieabgleich zwischen Zuständigkeiten auf Basis vordefinierten Strategien.
    • Austausch von Betriebszuständen und Meldungen
  • Austausch von Verkehrsdaten (LOS, Q, V usw.) für das gesamte Netz oder auch nur für den Netzübergangsbereich
  • Kooperation mit Privaten

Die vordergründige Anwendung des zuständigkeitsübergreifenden Verkehrsmanagements ist die Alternativroutensteuerung. Im Kontext eines straßenbetreiber und/oder privatwirtschaftsübergreifenden Verbundes müssen aber auch die Bedürfnissen von Privaten IVS-Akteuren durch z.B. Strategieabgleich, Bereitstellen von Verkehrsdaten, Meldungen und Betriebszuständen Rechnung getragen werden. Voraussetzung ist eine planerische und organisatorische Abstimmung von Maßnahmen im Vorfeld.

Prozessbeteiligung
  • Abstimmung der Strategieauswahl mit Zuständigkiet Fernstrßen im Falle von Stau und besonderen Ereignissen (Maßnahmenaustauschliste)
  • Austausch von Verkehrsdaten und Alternativrouten mit Privaten Service Providern (Strategiekonformes Routen)
Interaktion mit andern IVS-Rollen Statische und dynamische Verkehrsmanagementstrategien und -informationen der Zuständigkiet Fernstraßen erheben und bereitstellen
Daten und Informationen
Benötigte Daten / Informationen Verkehrszustand im Netz und Maßnahmenanforderungen
Erzeugte Daten / Informationen Aktualisierte Maßnahmenaustauschliste
IVS-Capabilities
IVS-Fähigkeiten
  • Erstellung und Visualisierung von Betriebszuständen und von zu einem Verkehrslagebericht aufbereitete Verkehrsdaten
  • Senden und Empfangen von Maßnahmenaustauschlisten
  • Senden und Empfangen von Bestätigungen von Maßnahmenanforderungen mittels Versand einer aktualisierten Maßnahmenaustauschliste
  • Weitergabe von Routenempfehlungen
Voraussetzungen
  • Leistungsfähige straßenseitige und zentralenseitige IVS-Infrastruktur
  • Leitstelle für Verkehrsmanagement mit online- und Realzeit- Interaktionsmöglichkeiten mit anderen IVS-Akteuren
  • Für zuständigkeitsübergreifendes Verkehrsmanagement ausgebildetes, erfahrenes Personal

Requirement Management als Hilfestellung zur Identifikation von Anforderungen an IVS-Rollen

Mithilfe des Requirements-Management können Anforderungen an IVS-Rollen identifiziert werden. Um Anforderungen zu ermitteln, kann die Technik der Business-Szenarios angewandt werden. Sie dient der Identifikation und Dokumentation von Anforderungen.

IVS-Anforderung Template

Für die Formulierung der Requirements in natürlicher Sprache empfiehlt sich die Verwendung einer im Requirements Engineering erprobten und empfohlenen Satzschablone:

Requirements Schablone Quelle: Pohl/Rupp (2015)

Vorteil der Satzschablone ist die klare Syntax und sie hilft außerdem dabei, übliche Fehler bei der Formulierung zu vermeiden.

Literaturverzeichnis

  1. Schulz, W.H. / Mainka, M. / Joisten, N.: Entwicklung eines Konzeptes für institutionelle Rollenmodelle als Beitrag zur Einführung kooperativer Systeme im Straßenverkehr, Bergisch Gladbach, 2013
  2. Schulz, H. Wolfgang, Wieker, Horst: Co-operative Intelligent Transport Systems: Neue Marktchancen durch den Systemverbund aus Automobilund Telekommunikationsindustrie. In Future Telco III, Powerplay für Telekommunikationsunternehmen (2106), S. 138-147.
  3. Vgl. Schneider, Betriebswirtschaftslehre. 1. Grundlagen, 1995.
  4. Vgl. Luhmann, Einführung in die Systemtheorie, 2002.
  5. Vgl. Schulz, Application of System Dynamics to Empirical Industrial Organization – The Effects of the New Toll System, in: Jahrbuch für Wirtschaftswissenschaften/Review of Economics, 2005, S. 205-227.
  6. Vgl. Schneider, Betriebswirtschaftslehre. 1. Grundlagen, 1995

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