Weiterentwicklung & Pflege der IVS-Architekturen 1.0

Aus IVS-Wiki
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Aufgabenstellung

Die Entwicklung einer ersten Version der in diesem Projekt definierten Architekturen (Rahmenwerk für IVS-Architekturen und die in den Losen 2-4 ausgeschriebenen drei IVS-Referenzarchitekturen) ist ein wichtiger Schritt hin zu plan- und steuerbaren IVS-Diensten, die zur Verbesserung der Umweltverträglichkeit, zur Steigerung der Effizienz und zur Erhöhung der Sicherheit im Straßenverkehr beitragen können.

Aufgrund sich ständig ändernder Rahmenbedingungen (z.B. Hinzukommen neuer Stakeholder und Anwendungsfelder, Entwicklung neuer Technologien, Änderung der gesetzlichen Anforderungen) ist es notwendig, das Rahmenwerk für IVS-Architekturen in regelmäßigen Abständen auf ihre Aktualität und Gültigkeit zu überprüfen und gegebenenfalls anzupassen. Auch TOGAF sieht z.B. eine ständige Kontrolle und Weiterentwicklung vor. Wichtig ist dazu eine Institutionalisierung dieser Aufgaben der Aktualisierung, Anpassung und Pflege deren Organisation und Finanzierung. Insofern beinhaltet das Konzept für die Weiterentwicklung und Pflege des Rahmenwerks für IVS-Architekturen folgenden Aufgaben:

  • Um Wirkung und Nutzen des Rahmenwerks für IVS-Architekturen auf Dauer erhalten und vorantreiben zu können, muss ein Konzept für den Prozess der Einführung, Weiterentwicklung und Pflege des Rahmenwerks für IVS-Architekturen (Weiterentwicklungs- und Pflegeprozess) entwickelt werden. Dabei sollte neben der Weiterentwicklung des in diesem Projekt definierten Rahmenwerks für IVS-Architekturen und IVS-Referenzarchitekturen auch die Identifikation und Entwicklung weiterer IVS Referenzarchitekturen berücksichtigt werden.
  • Für die Einführung und Umsetzung des Weiterentwicklungs- und Pflegeprozesses muss ein Organisations- und Finanzierungskonzept erarbeitet werden. Wichtig ist insbesondere dabei, die Zuständigkeiten für die Weiterentwicklung und Pflege festzulegen. Dabei ist eine Verankerung im IVS-Gesetz sicherlich sinnvoll.

Weiterentwicklung und Pflege des Rahmenwerks für IVS-Architekturen

Problemstellung

Das nationale Rahmenwerk für IVS-Architekturen ist konzeptionell ein an neue Anforderungen der Anwenderseite anpassbares Meta-Modell für die Entwicklung von IVS-Referenzarchitekturen und IVS-Architekturen realer IVS-Dienste.

Um Planungs- und Rechtssicherheit in der Anwendung und Handhabung des TOGAF-basierten Vorgehensmodells zur Entwicklung von IVS-Architekturen und der auf den fünf Ebenen der IVS-Pyramide angesiedelten, primär die Zusammenarbeit von IVS-Akteuren adressierenden Kernaspekte von IVS-Architektur zu erhalten, muss dem Rahmenwerk für IVS-Architekturen quasi der Stellenwert eines Standards beigemessen werden.

Dem Wesen eines Standards entsprechend, muss die Festlegung dessen, was das Rahmenwerk für IVS-Architekturen ist und wie es angepasst oder erweitert wird, auf einer übergeordneten, neutralen Ebene geregelt werden.

Das Rahmenwerk für IVS-Architekturen muss deshalb Betrachtungs- und Handlungsgegenstand eines offenen und transparenten Prozesses sein, der einen unmittelbaren Bezug zu Einrichtungen besitzt, welche die Kompetenz einer Standardisierungseinrichtung besitzen sollen. Der Anspruch, das Rahmenwerk als offenen Standard verfügbar zu machen, stellt an die an diesem Prozess beteiligten Personen bestimmte Anforderungen im Hinblick auf Kompetenz und Unabhängigkeit. Es muss mit dem Rahmenwerk für IVS-Architekturen eine Interessenslage geweckt werden, die Personen dazu motiviert, sich am Prozess zum Zwecke der Pflege und Fortschreibung des Standards nebst der Festlegung der erforderlichen Konformitäts-Rahmenbedingungen zu beteiligen.

Einrichtungen und Unternehmen, die solche Personen beschäftigen, müssen Mittel bereitstellen wollen, damit sich Mitarbeiter auch wirklich an diesem Prozess beteiligen können. Damit das Rahmenwerk für IVS-Architekturen ein offener Standard bleibt, werden Mechanismen benötigt, die dies sicherstellen.

Eine gewisse Anlehnung an die Verfahren anderer Standardisierungseinrichtungen scheint hier angebracht. Ziel muss es sein, eine Organisationsgrundstruktur, das Qualitätsmanagement und die Anbindung an die Standardisierung zu entwickeln. Auf Grundlage dieses Modells soll der Weiterentwicklungs- und Pflegeprozess nach Möglichkeit unter Beteiligung aller in die Entwicklung und den Betrieb von IVS und IVS-Diensten involvierten und aller sonstigen Stakeholder im Bereich IVS (Bund, Länder, Industrie, Beratungsunternehmen, …) institutionalisiert und instanziiert werden.

Der Prozess zur Weiterentwicklung und Pflege des Rahmenwerks für IVS-Architekturen

Standards müssen in einem lebendigen Prozess gepflegt und weiterentwickelt werden, sonst drohen sie zu verkümmern. So ist der aktuelle Stand des Rahmenwerks für IVS-Architekturen lediglich eine Momentaufnahme im Gesamtprozess, die durch folgende Abbildung visualisiert wird:

Organisation des IVS-Rahmenarchitektur Prozesses

Das Prozessmodell stellt sich als ein Kreislauf dar, der sich grundsätzlich für jede Version des Rahmenwerks in vier Phasen unterteilen lässt. Nach der Freigabe einer Version des Rahmenwerks für IVS-Architekturen, die aus Nutzersicht einer Bereitstellung der Version entspricht, erfolgt die Anwendung durch die Nutzer. Diese wird durch den Anwendersupport unterstützt. Feedback der Nutzer wird als Rückkopplung in das Rahmenwerk aufgenommen. Diese Rückmeldungen zu den aktuellen Versionen des Rahmenwerks für IVS-Architekturen sind von großer Bedeutung zur Weiterentwicklung bzw. zur Fehlerbehebung und wirken häufig als Initialzündung für die weitere Pflege des Rahmenwerks für IVS-Architekturen. Die in der Folge von IVS-Architekten entwickelten Versionen des Rahmenwerks für IVS-Architekturen werden in einer neuen (Unter-)Version dem Markt zur Verfügung gestellt.

Durch die Dokumentation des Weiterentwicklungs- und Pflegeprozesses (Ereignisverfolgung/Issue-Tracking) sowie ggfs. die Veröffentlichung von Ergebnissen von begleitenden Forschungsprojekten werden die Nutzer stets über den aktuellen Stand informiert und damit aktiv bei der Umsetzung unterstützt. Eine formelle Freigabe von Ergebnissen des Prozesses gibt den Anwendern zusätzlich Planungssicherheit. Mit diesen Maßnahmen soll die Akzeptanz des Rahmenwerks für IVS-Architekturen bei den Nutzern gefördert und damit die Voraussetzung für ihre Durchsetzung am Markt geschaffen werden.

Ohne ein gewisses Maß an Marktakzeptanz kann der Weiterentwicklungs- und Pflegeprozess nicht überleben. Durch die Anwendung ergeben sich beim Anwender weitere Bedürfnisse bzw. werden Lücken und Mängel der aktuellen Version des Rahmenwerks für IVS-Architekturen erkennbar, was wiederum durch ein entsprechendes Feedback in den Weiterentwicklungs- und Pflegeprozess eingebracht wird und damit die Weiterentwicklung des Rahmenwerks vorantreibt.

Hieraus ergeben sich grundsätzlich folgende Fragen bzgl. des Standardisierungsprozesses:

  • Wie passt sich das Rahmenwerk für IVS-Architekturen an neue Anforderungen an?
  • Wie reagiert das Rahmenwerk für IVS-Architekturen auf die Entdeckung von Fehlern?

Aufgaben des Weiterentwicklungs- und Pflegeprozesses

Die grundsätzlichen Aufgaben des Weiterentwicklungs- und Pflegeprozesses unterteilen sich in die Bereiche

  • Pflege des Rahmenwerks für IVS-Architekturen,
  • Anwenderunterstützung Öffentlichkeitsarbeit sowie *Selbstverwaltung des Prozesses.

Die Arbeiten zur Pflege des Rahmenwerks für IVS-Architekturen erfordern IVS-Architektur-Kompetenz und können u. U. nur von Experten (BASt, (außer)universitäre Einrichtungen, beratende Unternehmen, Hersteller und Betrieber von IVS-Diensten) übernommen werden. Sie umfassen im Wesentlichen folgende Teilbereiche:

  • Pflege und Erweiterung der Basiskonzepte
  • Pflege und Erweiterung der IVS-Architekturbausteine
  • Pflege und Erweiterung des TOGAF-basierten Vorgehensmodells
  • evtl. weitere...

Für die Pflege des Rahmenwerks für IVS-Architekturen müssen transparente und offene Prozedere definiert werden. Diese umfassen beispielsweise die Behebung identifizierter Fehler sowie die Weiterentwicklung des Rahmenwerks auf Basis eingereichter Erweiterungsanträge, die ggf. in Abhängigkeit des Schweregrades bzw. nach einer definierten Prioritätenliste von Experten (IVS-Architektur-Spezialisten) zeitnah behandelt werden.

Die Ergebnisse des Pflegeprozesses werden in das Rahmenwerk für IVS-Architekturen eingearbeitet und im IVS-Wiki veröffentlicht. Neben den vorherigen Aspekten, die mit der Pflege des Rahmenwerks für IVS-Architekturen zu assoziieren sind, haben die nachstehenden Aufgaben einen unterstützenden Charakter und sollten vom Aufwand her nicht unterschätzt werden.

Anwendersupport

Vor allem sei hier der Anwendersupport genannt. Er gliedert sich in eine Reihe von unterschiedlichen Leistungen, wie z.B. die Bereitstellung des Rahmenwerks für IVS-Architekturen und von weiterführenden, unterstützenden Dokumentationen (z.B. IVS-Referenzarchitekturen). Letztere können sich aus Tutorials, Guidelines, Webinars, etc. zusammensetzen.

Für eine Kollaboration von Entwicklern des Rahmenwerks für IVS-Architekturen und Firmen, die ihre Produktpalette konform zum Rahmenwerk für IVS-Architekturen entwickeln und in ihren Systemlandschaften einsetzen, können als Werkzeuge oder Kommunikationsplattformen internetbasierte Foren etc. eingerichtet und betrieben werden. Beide Werkzeuge/Plattformen benötigen eine aktive Moderation, wenn sie im Rahmen einer problemorientierten Unterstützung als Helpdesk eingerichtet werden sollen.

Das RIAD Portal

Es soll ein zentrales RIAD Portal aufgebaut werden, über das alle Informationen rund um das Rahmenwerk für IVS-Architekturen zugänglich sind. Es ist aber nicht nur ein Informationszentrum, sondern auch ein Werkzeug für den Weiterentwicklungs- und Pflegeprozess.

Über das Portal sollen nicht nur viele Informationen (Spezifikationen, Erweiterungen, IVS-Referenzimplementierung, u.v.m.) erhältlich sein. Es ist auch erforderlich, ein Issue-Tracker-Modul zu integrieren. Dieses soll eine Feedback-Möglichkeit für Nutzer des Rahmenwerks für IVS-Architekturen enthalten (Fehlerreports, Change-Requests, usw.).

Die folgende Abbildung zeigt das jetzige IVS-Wiki, das zum RIAD Portal ausgebaut werden soll:

Das IVS-Wiki Portal

Öffentlichkeitsarbeit

Zu den beschriebenen Aufgaben der Pflege des Rahmenwerks für IVS-Architekturen bedarf es zudem einer regen Öffentlichkeitsarbeit, um einerseits die Ergebnisse der Archtekturarbeit zeitnah einem breiten Nutzerkreis zur Verfügung stellen zu können, und andererseits einen geeigneten „Kanal“ für die Rückkopplung bereit zu halten. Nur über eine nachhaltig gewährleistete Kommunikation kann der Prozess wirklich lebendig gehalten werden. Diesbezüglich werden die Unterhaltung des Internetauftritts inkl. Newsletter, die Durchführung von Nutzerforen, Workshops usw. sowie die Repräsentation auf geeigneten (externen) Veranstaltungen (z.B. auf Messen und Kongressen) wichtige Aufgabenfelder darstellen.

Im Projekt Rahmenwerk für IVS-Architekturen für Deutschland wurde z.B. recht früh mit der Öffentlichkeitsarbeit begonnen, um die interessierten Kreise so früh, wie möglich, einzubeziehen. Zu den insgesamt zwei Veranstaltungen wurde ein breites Fachpublikum eingeladen. Auf den Veranstaltungen wurden die geleisteten inhaltlichen Arbeiten bzw. Ergebnisse im Projekt vorgestellt und das Feedback des Fachpublikums zurück in das Projekt eingespeist. Über die Veranstaltungen wurde erreicht, das Interesse am Projekt und seinen Ergebnissen zu wecken und das Fachpublikum an der Verfolgung des Entwicklungsprozesses zu binden.

Sekretariat

Letztendlich sollten auch Ressourcen für die Verwaltung des Weiterentwicklungs- und Pflegeprozesses eingeplant werden, die die Koordinierung der Prozessabläufe, verwaltungstechnische Unterstützung der Gremien des Weiterentwicklungs- und Pflegeprozesses, ggf. Verwaltung von Finanzen usw. umfasst. Für diese Aufgaben könnte ein Sekretariat eingerichtet werden. Gemessen an den Aufgaben scheint eine Realisierung des Weiterentwicklungs- und Pflegeprozesses recht komplex und aufwendig zu sein. Es ist jedoch zu bedenken, dass, je transparenter und offener der Pflegeprozess und breiter der Support (auch mit wenigen Mitteln) aufgestellt werden kann, die Chancen für eine breitere Akzeptanz bei Entwicklern und Anwendern des Rahmenwerks für IVS-Architekturen steigen.

Organisation des Weiterentwicklungs- und Pflegeprozesses

Überblick

Um den Weiterentwicklungs- und Pflegeprozess für Hersteller und Anwender offen und transparent zu gestalten, bedarf es einer für alle Beteiligten klaren Organisation mit definierten Regeln. Die Organisation des Weiterentwicklungs- und Pflegeprozesses orientiert sich dabei an bereits bestehenden erfolgreichen Organisationen. Die nachstehende Grafik gibt einen Überblick über die Ausgestaltung der Organisation. Sie wird im Folgenden weiter erläutert.

Organisation des IVS-Rahmenarchitektur Prozesses

Stakeholder

Wie zuvor beschrieben, wird empfohlen, dass der Weiterentwicklungs- und Pflegeprozess von Anwendern und Herstellern gemeinsam betrieben wird. Ergänzt werden diese Gruppierungen mit der Beteiligung von sonstigen Interessenten, wie z.B. beratende Unternehmen oder (außer-)universitäre Einrichtungen. Anwender und Hersteller, aber auch Sonstige, können in Interessensvertretungen organisiert sein. Welche Interessenvertretungen mit den jeweiligen Gruppierungen z.B. assoziiert sein können, zeigt die folgende Tabelle:

Gruppierung Interessenvertretung
Öffentliche Hand BASt, Experten der Länder und Kommunen 
Consultants IVS-Berater, IVS-Architekten
Hersteller Hersteller von RIAD-konformen Produkten
Standardisierungsorganisationen DIN, CEN/ISO, ETSI etc.
Verbände ITS Deutschland, TelematicsPRO etc.
Sonstige ...

Die in der Tabelle genannten Interessenvertretungen könnten im Wesentlichen die Stakeholder des Weiterentwicklungs- und Pflegeprozesses darstellen. Gemeinsam würden Sie die Interessengruppe für den Weiterentwicklungs- und Pflegeprozess bilden.


Organe des Weiterentwicklungs- und Pflegeprozesses und ihre Funktion

Es gibt zwei primär beteiligte Organe im Weiterentwicklungs- und Pflegeprozess, die zusammen eine Arbeitsgemeinschaft bilden. Jedes Organ hat eine andere Rolle zu erfüllen, wie im Folgenden aufgeführt wird:

Das Lenkungskomittee

Das Lenkungskomitee (LK) erstellt und steuert das Arbeitsprogramm. Dabei sind die Festlegung des Arbeitsprogramms und die Zuteilung entsprechender personeller oder finanzieller Ressourcen iterativ und zyklisch (z.B. jährlich) ablaufende (Verhandlungs-)Prozesse. Die Sitzungen des LK finden in regelmäßigen, z.B. halbjährlichen Abständen statt. Es bemüht sich zudem um eine Zusammenarbeit mit anderen relevanten Interessengruppen und leistet Öffentlichkeitsarbeit, wie z.B. die Organisation von Workshops oder Symposien. Die allgemeinen technischen Aufgaben werden vom LK auf den assoziierten Arbeitsausschuss übertragen.

Das LK besteht aus Vertretern der vorrangigen Interessengruppen zu gleichen Teilen, ergänzt um sonstige Interessenten. Die Mitglieder werden aus den jeweiligen Interessenvertretungen heraus gewählt bzw. mandatiert und besitzen pro Teilnehmer im LK eine Stimme im Rahmen der Entscheidungsfindung. Existieren auf einer Seite mehrere Interessenvertretungen sind die Stimmen anteilig aufzuteilen. Die Mitarbeit sonstiger Interessenten im LK geschieht auf freiwilliger Basis und hat beratenden bzw. unterstützenden Charakter. Im Gegensatz zu Vertretern der vorrangigen Interessengruppen besitzen die sonstigen Interessenten kein Stimmrecht.

Im jährlichen Rhythmus liefert das LK einen Bericht über seine bisherigen Arbeiten im Rahmen des Weiterentwicklungs- und Pflegeprozesses an die vertretenen Interessengruppen. Generell kann das LK bei seinen Aufgaben durch ein Sekretariat unterstützt werden. In diesem Fall ist die Finanzierung zu klären. Es sollte aber auch geprüft werden, ob ein Mitglied des LK die Sekretariatsfunktion ehrenamtlich übernehmen kann.

Der Arbeitsausschuss

Der Arbeitsausschuss (AAS) erhält sein Mandat vom LK und berichtet im Gegenzug z.B. jährlich über die Fortschritte seiner Arbeiten. Daher sollte der Leiter des AAS an den Sitzungen des LK teilnehmen. Der AAS besteht aus technischen Experten, die von den Interessensvertretungen entsendet werden. Ggf. können zur temporären Unterstützung auch externe technische Experten zur Mitarbeit im AAS berufen werden. Die Finanzierung der Experten ist im Einzelfall zu klären. Aufgabe des AAS ist es, sich mit dem Management und der Weiterentwicklung des zu pflegenden Rahmenwerks für IVS-Architekturen zu beschäftigen. Dies schließt den Anwender-Support, das Bearbeiten von Benutzer-Feedbacks (Fehlermeldungen, Change-Requests usw.) über das RIAD-Portal und die Verwaltung desselben ein.

Zu diesem Zweck ist der Einsatz eines Issue-Trackers unerlässlich, in dem das Benutzer-Feedback und die Aufgaben dokumentiert und einzelnen Bearbeitern des AAS zugeordnet werden. Der für Benutzer transparente Umgang mit dem Feedback wurde mit Hilfe der Business Process Modelling Notation (BPMN 2.0 (26)) modelliert. Die dort abgebildeten Prozesse orientieren sich an der ISO 14817 (15). Zusätzlich zu den oben genannten Aufgaben führt der AAS alle erforderlichen technischen Arbeiten zur Unterstützung der laufenden Arbeiten aus. Begünstigt durch verteiltes Arbeiten auf einem gemeinsamen Datenbestand, ein definiertes Konfigurationsmanagement und Kommunikation über einen Emailverteiler, können die Sitzungen des AAS nach Bedarf stattfinden und auf ein Minimum reduziert werden. Natürlich muss eine Einigung darüber erzielt werden, wie das Hosting der Internetseite finanziert wird.

Entscheidungsfindung

Das Entscheidungsorgan im Weiterentwicklungs- und Pflegeprozess ist das Lenkungskomitee (LK). Es orientiert sich bei der Entscheidungsfindung prinzipiell am Leitbild des Weiterentwicklungs- und Pflegeprozesses. Um Entscheidungen über aufgeworfene Fragen im LK zu erreichen wird eine Abstimmung durchgeführt. Bei jedem Abstimmungs-Gegenstand hat jeder teilnehmende Interessensvertreter eine Stimme. Die Stimmen fehlender Interessenvertreter und Stimmenthaltungen haben keinen Einfluss auf den Ausgang der Abstimmung über ein Thema, es sei denn die Position der abwesenden Interessengruppe wurde dem LK zuvor mitgeteilt.

Ein abwesender Interessensvertreter kann dem LK seine Position vor der Abstimmung bekannt geben. Sie muss dem Vorsitzenden des LK in schriftlicher Form vorliegen. Der Vorsitzende des LK hat dafür zu sorgen, dass diese Position in der Abstimmung Berücksichtigung findet. Abstimmungen können auf zwei Arten geschehen:

  • während eines Treffens des LK
  • per E-Mail über den LK Email-Verteiler

Die Vorschläge sollten in einer Weise formuliert werden, dass folgende Wahloptionen möglich sind:

  • Zustimmung,
  • Ablehnung,
  • Enthaltung.

Abwesende und Stimmenthaltungen werden nicht berücksichtigt und haben somit keinen Einfluss auf das Ergebnis der Abstimmung. Zur Erreichung der Beschlussfähigkeit für eine gültige Entscheidung des LK müssten jedoch mindestens 50% der verfügbaren Stimmen entweder als Zustimmung oder als Ablehnung abgegeben werden (d.h. die Mehrheit der LK Teilnehmer muss sich für eine bestätigte Position ausgesprochen haben). Ist eine Abstimmung unentschieden, wird eine erneute Abstimmung durchgeführt. Wenn diese zweite Abstimmung ebenfalls unentschieden ausfällt, gilt der Vorschlag als abgelehnt. Haben Erweiterungen des Rahmenwerks für IVS-Architekturen oder Problemlösungen des AAS zur Berücksichtigung von Änderungswünschen oder Behebung gemeldeter Fehler Auswirkungen auf die Abwärtskompatibilität zu einer vorherigen Version, beträgt die erforderliche Mehrheit im LK 75%. Wenn die erforderliche Mehrheit bezüglich einer Erweiterung/Änderung des Rahmenwerks für IVS-Architekturen erzielt ist, wird der AAS die Information über die angenommenen Änderungen auf der Website einstellen.

Finanzierung des Weiterentwicklungs- und Pflegeprozesses

Letztendlich stellt sich nun die Frage, wer die oben dargestellten Aufgaben übernehmen soll/kann und wie dies finanziert werden kann. Würde niemand die Pflege des Rahmenwerks für IVS-Architekturen übernehmen, würde sie verkümmern. Selbst wenn eine Finanzierung des Prozesses möglich wäre und auch eine ausreichende IVS-Architektur Kompetenz sichergestellt werden könnte, hätten die Anwender keine Sicherheit, ob IVS-Architekturen (evtl. durch fehlende Akzeptanz) in Richtlinien und Produkten umgesetzt wird.

Es muss also geklärt werden, wer sich an den Kosten dieses Standardisierungsprozesses beteiligt bzw. Ressourcen für die Pflege des Standards bereitstellt, einhergehend mit der Frage nach den eigentlichen Nutznießern. Einerseits sind es die Städte und Kommunen, Bund und Länder, die als Anwender von diesem Prozess profitieren. Aber auch Hersteller haben ein Interesse daran, die Entwicklung voranzutreiben und den Nutzen, sich mit Vorsprung am Markt behaupten zu können.

Es wird empfohlen, dass der Weiterentwicklungs- und Pflegeprozess von den Interessengruppen gemeinsam betrieben wird. Die Finanzierung kann so auf mehrere Schultern verteilt werden z.B. durch Bereitstellung von freiwilligen Herstellerressourcen und eine finanzielle Unterstützung durch Anwender (z.B. über Projekte bzw. Erwerb der Produkte). Die Kosten des Prozesses können durch eine politische Förderung und eine Öffnung des Prozesses durch Beteiligung von sonstigen Interessenten (z. B. universitäre und außeruniversitäre Einrichtungen) zusätzlich vermindert werden.

Die Zusammenführung von IVS-Architektur Kompetenz der Entwickler und Praxiswissen der Anwender bringt für beide Seiten wesentlichen und in dieser Domäne bisher selten erreichten Nutzen; mündet sie auf der einen Seite in Realisierungssicherheit, auf der anderen Seite in Vertrauen und Anwenderakzeptanz gegenüber dem Standardisierungsobjekt. Ist letzteres erreicht wird die Motivation und die Bereitschaft einer direkten Rückkopplung im Weiterentwicklungs- und Pflegeprozess (Feedback) durch die Anwender maximiert.

Im Vergleich mit der Pflege von DATEX II (internationaler Prozess), der mit einem Aufwand von etwa 100 Personen-Wochen pro Jahr (entspricht ca. 300-400 T€) betrieben wird, kann man beim Prozess zur Weiterentwicklung und Pflege des Rahmenwerks für IVS-Architekturen (nationaler Prozess) von einem Viertel dieser Kosten (75-100 T€) pro Jahr ausgehen.

Fazit

Im Folgenden werden noch einmal die wichtigsten Aspekte der Handlungsempfehlung zusammengefasst:

Jeder lebendige Standard, so auch das Rahmenwerk für IVS-Architekturen, braucht einen lebendigen Pflegeprozess. Da dieser Prozess nicht von den Standardisierungsinstitutionen CEN, DIN oder DKE betrieben wird, muss er von den Stakeholdern, wie Anwender der öffentlichen Hand, Herstellern und sonstige Interessenten, betrieben werden, die damit einen Nutzen verbinden. Dabei kann der Prozess nur für alle zufriedenstellende Ergebnisse liefern, wenn auch alle Stakeholder aktiv teilnehmen.

Die Akzeptanz des Rahmenwerks für IVS-Architekturen wird gesteigert, wenn der Pflegeprozess für alle Stakeholder offen und transparent ist. Zudem braucht der Prozess paritätische Verhältnisse, um alle Interessen auszugleichen. Dies bedeutet zum einen ein gleichmäßiges Verhältnis von Stimmen im entscheidenden Gremium (hier Lenkungskomitee). Zum anderen müssen die Kosten für den Prozess von den Stakeholdern getragen werden, die auch einen Nutzen haben – dabei muss der Nutzen die Kosten natürlich substantiell übertreffen.

Für die Finanzierung des Prozesses gibt es dabei viele Möglichkeiten, die zu prüfen sind:

  • Bereitstellung von personellen Ressourcen
  • Finanzierung über den Verkauf von Produkten
  • Finanzierung über (geförderte) Projekte
  • Finanzielle Unterstützung durch die Politik

Insbesondere der letzte Aspekt ist von großer Bedeutung. Wenn die im Weiterentwicklungs- und Pflegeprozess gepflegten Standards einen übergeordneten Nutzen haben, sind auch die Träger übergeordneter Interessen potentielle (finanzielle) Unterstützer – speziell das BMVBS und DG MOVE (IVS-Architektur Deutschland, Implementierung der EU IVS Richtlinie, Umsetzung des Urban Mobility Action Plan). Generell scheint die Etablierung und Finanzierung des Weiterentwicklungs- und Pflegeprozesses zunächst schwierig zu sein, ist aber bei Prüfung aller Variablen durchführbar.